Es gibt Methoden und Ansätze im Bereich der Persönlichkeitsentwicklung und Selbstheilung, die bei einigen sehr viel bewirken, bei anderen scheinbar kaum etwas. Wie kann das sein? Und was bedeutet es für mich, wenn eine Methode bei mir nicht die erhoffte Wirkung erzielt? Dem gehen wir heute auf den Grund und schauen uns einige zentrale Gründe dafür an. Bist Du also unzufrieden mit dem Prozess, den Du Dir mit einer Methode erhofft hast, dann spür gerne in Dich hinein und prüfe, ob etwas von dem Folgenden dabei eine Rolle gespielt haben könnte.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Wir Menschen sind vielschichtige Wesen
- 2 Der aktuelle „Engpass“
- 3 Blockaden
- 4 Opferhaltung
- 5 Versteckter Gewinn
- 6 Passende Tiefe der Methode
- 7 Temporäre oder nachhaltige Wirkung
- 8 Prozesse sind dynamisch und haben ihr eigenes Tempo
- 9 Resonanz
- 10 Jeder Mensch ist individuell und auf seinem ganz eigenen Weg
- 11 Bist Du gerade unzufrieden mit einer Methode oder einem Ansatz?
Wir Menschen sind vielschichtige Wesen
Nur auf einer Ebene anzusetzen wird nicht genügen. Wer seine Ernährung ändert, wird beispielsweise zunächst eine Veränderung bemerken. Wenn jedoch andere Ebenen, wie das eigene Gefühlsleben, nicht ebenfalls berücksichtigt werden, dann kann die Ernährung nur bis zu einem gewissen Punkt helfen.
Werden weiterhin Gefühle verdrängt und Themen unter den Teppich gekehrt, so werden diese im Unbewussten weiter rumoren. Wer zudem im Dauerstress ist, bei dem wird der Körper keine Regenerationsmaßnahmen durchführen können, die Verdauung wird leiden etc.
Wir Menschen sind vielschichtig und so bedarf es auch der Berücksichtigung verschiedenster Ebenen. Einseitige Herangehensweisen können daher stets nur in einem gewissen Rahmen wirken.
Wenn also eine Methode nicht die erhoffte Wirkung erzielt hat, dann war es zum derzeitigen Zeitpunkt möglicherweise einfach nicht die geeignete Methode für das, was ansteht.
Der aktuelle „Engpass“
Je komplexer eine Thematik ist, desto mehr Ansatzpunkte gibt es natürlich. Während meiner CFS-Erkrankung habe ich nach jedem Strohhalm gegriffen und alles Mögliche probiert, um meine Genesung zu fördern. Erst als ich jedoch wieder lernte, meiner inneren Heilerin zu vertrauen und ich mich von ihr habe leiten lassen, fanden die wirklich großen Heilungsprozesse statt. Dann spürte ich, welche Schritte für mich anstanden und welche nicht. Ich erkannte, was für mich zum aktuellen Zeitpunkt wichtig war.
Heute gibt es eine solche Fülle an Informationen und Hilfestellungen, dass diese verwirren und überfordern können. Daher ist es so wichtig, die innere Stimme wieder wahrzunehmen. Die meisten von uns haben dies jedoch verlernt und können nicht mehr differenzieren, was zum aktuellen Zeitpunkt für sie wichtig und unwichtig ist, was ihnen guttut und was nicht.
Nur weil jemand eine Methode sehr anpreist und sie anderen hilft, heißt das also noch nicht, dass sie automatisch gerade auch für einen selbst die zum aktuellen Zeitpunkt passende Methode ist. Sie kann durchaus hilfreich sein, aber vielleicht gilt es vorher noch einer anderen „Baustelle“ Aufmerksamkeit zu widmen.
Dazu fällt mir ein Beispiel ein, um das zu veranschaulichen:
Angenommen Dein Auto ist nicht mehr das jüngste und Du bleibst damit liegen. Ursachen dafür gibt es zahlreiche. Wenn der Keilriemen schon in die Jahre gekommen ist, kann es natürlich hilfreich sein, diesen in der Werkstatt austauschen zu lassen. Doch wenn das eigentlich Problem ein platter Reifen ist, dann wird auch der bessere Keilriemen das Auto nicht zum Fahren bringen.
Mein Ansatz ist daher den aktuellen individuellen Engpass zu identifizieren und erstmal dort anzusetzen.
Die Frage ist stets: Wo ist das Individuum auf dem eigenen Entwicklungsweg? Was steht an?
Blockaden
Wenn Du gefühlt auf der Stelle trittst, dann können außerdem innere Blockaden der Grund dafür sein.
Dies können tiefe Überzeugung sein, wie beispielsweise:
- „Ich will/kann/darf nicht vollkommen gesund sein“ oder
- „Ich bin es nicht wert, gesund zu sein“
- oder auch auf familiensystemischer Ebene „Ich folge Dir in die Krankheit“ oder „Es darf mir nicht besser gehen wie Dir“.
Diese liegen teilweise unter vielen Schichten verborgen. Ich habe mich beispielsweise lange sehr abgemüht, meine Krankheit hinter mir zu lassen und wäre niemals auf die Idee gekommen, dass tief in mir wie eine Art Virus ein Programm läuft, dass es mir nicht gut gehen darf. Solche tiefen Überzeugungen torpedieren natürlich jegliche Bemühungen.
Ebenso können Versprechen und Co. enorme Auswirkungen haben, selbst wenn diese schon sehr lange zurückliegen.
Opferhaltung
Und dann gibt es zusätzlich noch das unbequeme Thema der Opferrolle. Wer es sich in dieser Rolle „bequem“ macht, der boykottiert ebenfalls seine Entwicklung.
Gründe in der Opferhaltung zu verharren sind unter anderem
- Verantwortung vermeiden: eigene Entscheidungen und Handlungen werden unterlassen, um für das, was daraus resultiert, keine Verantwortung übernehmen zu müssen
- aus Bequemlichkeit in der (Dis-)Komfortzone verharren: es gar nicht erst versuchen wollen, aktiv etwas an der Situation zu verändern
- Zuwendung erhalten: Aufmerksamkeit und Mitleid von anderen befriedigt das Bedürfnis nah Zuwendung
Dies sind nur drei mögliche Gründe. Mit dieser Haltung kann es jedoch sein, dass noch so potenziell wirksame Methoden nur halbherzig angewendet werden, um letztlich am Ende wieder sagen zu können: „Ich bin ein hoffnungsloser Fall. Mir kann eh nichts und niemand helfen.“ Diese Haltung geht natürlich auch mit einem geringen Selbstwert einher und kann bis zu einer inneren Ablehnung gegen sich selbst führen. Dadurch besteht die Möglichkeit, dass Selbsthilfe so angewendet wird, dass es keine Selbsthilfe ist, wie ich es in diesem Beitrag weiter ausgeführt habe.
Versteckter Gewinn
Wenn die angewendete Methode nicht die erwünschte Wirkung erzielt, dann kann es auch daran liegen, dass momentan noch ein Mehrwert aus dem „Problem“ gezogen wird. Dies klang gerade schon bei der Opferhaltung an und ich betone es hier nochmals, weil der versteckte Gewinn in seiner Auswirkung nicht zu unterschätzen ist.
Bei körperlichen Beschwerden wird auch vom Krankheitsgewinn gesprochen. Ebenso kann es jedoch auch ein „Dramagewinn“ sein. Mögliche Vorteile können sein:
- gewisse Menschen zu vermeiden
- Aufmerksamkeit bestimmter Menschen zu bekommen
- einer unliebsamen Tätigkeit nicht nachgehen zu müssen
- sich mal Zeit für sich nehmen zu können
Passende Tiefe der Methode
Es gibt viele verschiedene Ansätze und Methoden, die dazu dienen, das eigene Wohlbefinden oder auch die Gesundheit insgesamt zu verbessern. Wenn dabei nicht an die Wurzel des Problems gegangen wird, dann kann eine Methode zu kurzfristiger Verbesserung führen, bei einigen aber gar nicht erst merkliche Verbesserungen bewirken. Dennoch haben diese Methoden natürlich ihre Daseinsberechtigung. Wenn Du Dich jedoch fragst, warum bei Dir nicht wirkt, was bei anderen funktioniert, dann kann es sein, dass es gerade einfach nicht tief genug bei Dir ansetzt.
Metaphorisch gesprochen mag es für den einen reichen, das Haus neu zu streichen. Wenn bei einem selbst jedoch das Fundament Aufmerksamkeit braucht, dann wird Farbe alleine das Problem nicht lösen.
Temporäre oder nachhaltige Wirkung
Manches hilft nur, wenn es bewusst praktiziert wird, anderes braucht kontinuierliche Praxis, um Veränderung zu bewirken, wieder andere Ansätze verändern etwas so Fundamentales in einem selbst, dass es danach nicht so weitergehen kann wie bisher.
Wenn es um Entwicklung und Selbstheilung geht, dann geht es letztlich immer um einen Lebenswandel, eine innere Entwicklung, eine authentischere Art des Lebens. Etwas zu tun, nur um einen Haken dahinter setzen zu können und danach so weiterzumachen wie bisher wird also langfristig nichts bringen. Nachhaltig ist etwas dann, wenn es einen auf vielfältige Art und Weise transformiert, wenn es keine Eintagsfliege ist.
Prozesse sind dynamisch und haben ihr eigenes Tempo
Wenn es gerade einfach nicht voranzugehen scheint, so kann dies auch eine Art Plateau als natürlicher Bestandteil eines Prozesses sein. In dieser Zeit integriert sich etwas, es braucht Zeit sich zu setzen. Veränderungen haben eine gewisse Dynamik. Sie verlaufen niemals linear. Manchmal ist also einfach Geduld angesagt ;-)
Und manchmal finden daher deutliche Wirkungen erst später statt.
Nur, weil etwas gerade nicht den gewünschten Erfolg erzielt hat, heißt es also nicht unbedingt, dass es wirkungslos war. Manchmal haben wir einfach überhöhte Erwartungen. Oder manchmal entfaltet das, was wir tun, später in Kombination mit anderen Ansätzen weitere Effekte. Ich fand es beispielsweise beeindruckend, wie ich durch den Verbundenen Atem das, was ich die Jahre davor in der klassischen Psychotherapie bearbeitet hatte, auf einer anderen Ebenen für mich weiter klären konnte.
Alles hat seinen Wert. Jede Erfahrung, die Du machst, ist wertvoll.
Resonanz
Je nachdem, wie jemand „gestrickt“ ist, können gewisse Methoden zudem durchaus besser bei jemandem greifen als bei anderen.
Wer beispielsweise einen starken Bezug zur Natur hat, wird sehr gut auf Methoden ansprechen, die die Natur in irgendeiner Form mit einbeziehen. Jemand der vom Wesen her sehr künstlerisch ist, wird von kreativen Methoden sehr profitieren.
Und manchmal ist es auch wichtig, den Gegenpol wieder ins Leben einzuladen: so kann jemand, der lange einfach lapidar mal hier und da etwas gemacht hat, davon profitieren, wieder mehr Struktur und Disziplin in sein Leben zu integrieren.
Jeder Mensch ist individuell und auf seinem ganz eigenen Weg
Du siehst, es kann vieles unsere Prozesse beeinflussen. Jeder Weg ist einzigartig.
Was dem einen hilft, muss dem anderen nicht ebenfalls helfen. Oder es kann vielleicht durchaus ebenfalls helfen, aber vorher können andere Schritte erforderlich sein. Es würde doch auch nicht jeder einfach so einen Triathlon absolvieren. Dafür sind eine gute Vorbereitung und viele verschiedene Entwicklungsschritte auf unterschiedlichen Ebenen erforderlich.
Daher bringen Vergleiche mit anderen in der Regel auch nichts. Wir wissen niemals, was derjenige alles erlebt hat, wo derjenige steht und was derjenige schon alles getan hat, um voranzukommen.
Ich versuche mich heute möglichst nur noch mit mir selbst zu vergleichen: Die Christina von vor 5 Jahren hätte dieses und jenes getan. Vor 10 Jahren hätte ich ganz anders reagiert. Wenn schon ein Maßstab, dann also lieber den eigenen ;-)
Bist Du gerade unzufrieden mit einer Methode oder einem Ansatz?
Wenn Du also eine Methode angewendet hast und diese nicht die erhofften Ergebnisse erzielt, dann prüfe für Dich:
- Ist dieser Ansatz jetzt in diesem Moment der richtige für mich?
- Habe ich mich ganz darauf einlassen können oder war ich gehemmt? Gibt es vorher möglicherweise noch etwas anderes, was gerade dran ist?
- Bin ich an die Wurzel der Problematik herangekommen?
- Was nehme ich von diesem Ansatz mit? Was davon tut mir langfristig gut, auch wenn es vielleicht bisher noch nicht die großen Veränderungen in Bewegung gebracht hat, die ich mir erhofft habe?
- Und nutze diese Erfahrung auch, um Dein inneres Navigationssystem zu kalibrieren, also besser auszurichten: Was hat mich dazu bewegt, diesen Ansatz bzw. diese Methode auszuprobieren? War es einfach gutes Marketing oder habe ich auch innerlich ein klares „Ja“ gehabt, dass dies nun ein sinnvoller nächster Schritt für mich ist?
Speichere Dir auch ruhig diesen Beitrag ab, wenn Du ihn später wieder nutzen möchtest, um dem nachzugehen, warum ein Ansatz gerade nicht die erhoffte Wirkung erzielt.
Ich wünsche Dir ein gutes Gespür für Dich selbst auf Deinem Entwicklungs- und Selbstheilungsweg!
Alles Liebe
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Bilder: Pixabay