Hast Du Dich schon mal gefragt, warum Deine gut gemeinten Selbstfürsorge-Versuche manchmal so ins Leere laufen?
Bei der Selbstfürsorge verhält es sich im Prinzip wie beim Einkaufen im Supermarkt. Da wird vieles angepriesen, doch wenn ich nicht weiß, was ich mag und was ich brauche, dann kann die Menge an Möglichkeiten wirklich überfordern.
Es ist, als würde ich im Dunkeln tappen und den Lichtschalter suchen – wissend, dass er da sein muss, aber ich finde ihn einfach nicht.
Inhaltsverzeichnis
Selbstfürsorge erfordert Selbstbewusstsein – ohne gleicht sie einer Willkür
Selbstfürsorge heißt, sich gut um sich zu kümmern. Ohne zu wissen, was ich brauche und was ich mag, kann ich also auch nicht richtig für mich sorgen. Selbstbewusstsein – im Sinne, sich seiner selbst bewusst zu sein – ist erforderlich, damit die Selbstfürsorge ihren Zweck erfüllen kann.
In den Medien werden etliche Praktiken vermittelt, die super sind, um sich gut um sich zu kümmern. Dies immer und immer wieder aus verschiedenen Kanälen zu hören und zugleich nicht gut in Kontakt mit den eigenen Bedürfnissen zu sein, kann dazu führen, einfach eine Methode willkürlich zu nutzen. Nur weil sie gerade gehypt wird, unabhängig davon, ob sie gerade wirklich für einen passt.
Wir sind individuell und je nachdem, wie wir ticken und in welcher Situation wir uns gerade befinden, kann etwas in einer Situation hilfreich sein und in der nächsten wiederum gar nichts bringen oder gar kontraproduktiv sein.
Was genau meine ich damit? Lass uns ein fiktives Beispiel anschauen:
„Du siehst so müde aus. Gönn Dir mal einen Wellnesstag“ – Gehen wir davon aus, diese Botschaft hat Stefanie von ihrer besten Freundin gesagt bekommen. Da ihre Freundin dies ernsthaft besorgt gesagt hat, vereinbaren die beiden gemeinsam einen Wellnesstag. Was ist aber, wenn es nicht nur eine Überarbeitung ist, die Stefanie so müde hat werden lassen, sondern der Konflikt mit der Verwandtschaft? Natürlich kann ein Wellnesstag kurzfristig Linderung verschaffen und helfen, etwas Kraft zu schöpfen. Doch wenn das Problem nicht gelöst wird, dann spitzt sich die Lage letztlich nur weiter zu. Irgendwann kommt dann beispielsweise ein Wellnesstag, der alles andere als entspannend ist. In dem Moment der Ruhe auf einer Liege oder während einer Massage drängt sich der Konflikt ins Bewusstsein, um endlich angeschaut zu werden. Das ist dann weder wegzumeditieren noch wegzumassieren. Der Konflikt kann nicht weiter ignoriert werden.
Ein weiterer Grund, warum es wichtig ist, zu spüren, was wir brauchen, wenn es um Selbstfürsorge geht
Ich habe es immer mal wieder erlebt, dass es mir nicht gut ging und ich dann automatisch zu gewissen Praktiken wechseln wollte, um mir etwas Gutes zu tun, dann aber auch durchaus mal feststellen musste: Nein, das passt gerade gar nicht zu dem, wie es mir geht, und hilft mir gerade nicht wirklich.
Unsere Bedürfnisse ändern sich. Wenn wir uns entwickeln, dann verändern sich auch unsere Praktiken, mit denen wir uns etwas Gutes tun können.
Früher habe ich beispielsweise gerne nach einem Stück Schokolade gegriffen, wenn es mir nicht gut ging. Heute habe ich dieses Verlangen nicht mehr. Stattdessen prüfe ich, was ich gerade brauche: Ist es etwas Altes, was Aufmerksamkeit braucht? Ist es etwas Aktuelles, worum ich mich zu kümmern habe? Was brauche ich gerade, um mich entsprechend gut um mich zu kümmern?
Bei der Selbstfürsorge gibt es nicht die eine Standardlösung für alle
So kann Sport natürlich eine gute Empfehlung sein. Doch für manche ist es gerade wichtig, nicht allzu streng eine Sportpraxis zu verfolgen und auch mal 5e gerade sein zu lassen. Für den nächsten wäre es wiederum sinnvoll, diszipliniert dem Körper Bewegung zu bieten.
Manchmal ist es eine gute Idee, soziale Kontakte zu pflegen. Ein anderes Mal kann Rückzug und Zeit für sich genau das sein, was gerade wichtig ist.
Kurz gesagt: Es gibt verschiedenste Praktiken, wie ich mir etwas Gutes tun kann. Doch nur wenn ich mir meiner selbst bewusst bin und spüre, was ich gerade brauche, kann ich auch wirklich gut für mich sorgen.
Daher halte ich nichts von Standardplänen.
Ich möchte Dich daher ermutigen, selbst zu forschen, was Dir guttut und was nicht. Wenn Du magst, erstelle Dir eine Liste, was Du gerne im Rahmen der Selbstfürsorge tust. Brauchst Du etwas Inspiration, dann findest Du in diesem Beitrag einige Ideen. Wenn Du das nächste Mal etwas im Rahmen der Selbstfürsorge praktizierst, dann spüre ganz bewusst in Dich hinein, was es mit Dir macht oder ob Dir etwas anderes von der Liste möglicherweise gerade besser tun würde. Die Liste kannst Du natürlich immer weiter ergänzen oder auch mal etwas von der Liste streichen, wenn es Dir nicht mehr taugt. Alles hat seine Zeit. Es ist in Ordnung, auch mal etwas auszusortieren und Altes loszulassen. Schließlich würden die meisten von uns heute sonst noch an ihrem Daumen nuckeln ;-)
Ich hoffe, ich habe Dich hiermit dazu animiert, Selbstfürsorge nicht einfach nur auf Autopilot laufen zu lassen, sondern den bewussten Umgang damit zu pflegen.
Ich wünsche Dir eine erfüllende und stärkende Selbstfürsorgepraxis!
Alles Liebe
PS. Vielleicht interessiert Dich auch, wie Du Dir Dein eigenes Erste-Hilfe-Set für schlechte Tage zusammenstellst. In diesem Beitrag findest Du eine Anleitung und Inspiration dafür.
Bild: Pixabay