Was es über Dich verrät, wenn Freunde gerne ihr Leid bei Dir abladen – und was Du dagegen tun kannst

ChristinaVerbindung & GrenzenKommentar hinterlassen

Grenze

Kennst Du das? Zu später Stunde klingelt Dein Telefon, eine Freundin ruft an, die einfach nur kurz etwas loswerden will. Und dann wirst Du sie nicht los. Sie wird allerdings ihr Leid los und platziert es bei Dir. Wird langsam etwas schwer, was Du – von anderen – mit Dir herum schleppst, oder?

Wie Du ihr und Dir dadurch schadest und was wichtig für eine gesunde Verbindung ist, erfährst Du in diesem Beitrag.

Eine neue Perspektive: der innere Garten

Wenn Dir diese Situation bekannt vorkommt, dann habe ich eine gute Nachricht für Dich: Du kannst etwas dagegen tun.

Dafür möchte ich Dir ein Modell vorstellen, das mein Leben und meine Arbeit sehr bereichert: Das Boundary Based Awareness Modell von Dr. med. Klaus Blaser. Hast Du es einmal verinnerlicht, wird Dich ein schönes Bild begleiten, das Deinen Umgang mit Dir und anderen enorm erleichtert:

Wir alle haben einen inneren Garten. Es ist unser psychisch-seelischer Raum.

Wie wir diesen Garten pflegen, was es dort gibt, wie wir ihn schützen und wer ihn betritt, hat enormen Einfluss auf unser Wohlbefinden.

Jeder Garten ist individuell gefüllt mit Bildern, Erfahrungen, Gefühlen, Ansichten und Glaubenssätzen, Aufgaben und Verantwortung. Aber nicht alles davon gehört wirklich zu uns.

Unschöne fremde Gefühle werden gerne – wie im Beispiel der jammernden Freundin – bei anderen Menschen im Garten abgeladen, weil die deponierenden Menschen nicht wissen, wie sie mit den entsprechenden Gefühlen selbst klar kommen können (wir brauchen endlich wieder einen gesunden Umgang mit unseren Gefühlen!).

Um etwas dagegen tun zu können, dass jemand anderes beispielsweise seine Gefühle im eigenen Garten ablädt, ist es hilfreich, den Prozess dahinter zu verstehen.

Es handelt sich dabei in der Regel um eine der folgenden beiden Varianten oder eine Mischung davon.

Grenzüberschreitung, um etwas los zu werden

Die Grenze um den eigenen Garten ist beispielsweise nicht gut genug ausgebaut, und andere können leicht etwas ungewollt im Garten deponieren. Sie überschreiten die Grenze und laden ihren Ballast ab.

Wir haben alle unbewusst ein gutes Gespür dafür, wie stark die Grenzen unserer Mitmenschen sind. Ist ein eigenes Gefühl unerwünscht und soll möglichst raus aus dem eigenen Raum, wird intuitiv jener Mensch und dessen Garten „genutzt“, der die schwächste Grenze hat. Das ist auch der Grund, warum einige Menschen zu wahren Müllhalden für Leid und Sorgen werden.

Was kannst Du dagegen tun?

Du kannst Deine Grenze stärken, sodass andere nichts mehr ungewollt bei Dir abladen können.

Einladung

Eine weitere Möglichkeit, weshalb Menschen ihr Leid bei jemandem abladen, ist, dass sie dazu eingeladen werden.

Dies erfolgt meist unbewusst.

Die Absicht „Ich möchte dem Menschen helfen. Ich möchte etwas abnehmen.“ liegt dem zugrunde. Wir tragen dann etwas vom anderen mit. Zu unserem eigenen Gepäck kommt „fremdes“ hinzu. Wir tragen immer mehr auf unseren Schultern.

Der nun mehr tragende Mensch kann dadurch beispielsweise ein Gefühl von Macht und Verantwortung haben. Mitleid und andere Gefühle können sich dem ebenfalls beimischen.

Der Mensch, dem etwas abgenommen wird, schleppt zwar nicht mehr so viel, aber verliert einen Teil seiner Würde.

Wem ist also geholfen?

Was kannst Du dagegen tun?

Du kannst Dir bewusst machen, wie Du andere einlädst und – um bei der Garten-Metapher zu bleiben – Dein Gartentor abschließen und bewusst entscheiden wann und für wen Du es öffnest.

Letztlich sollten wir nur unseren eigenen Rucksack oder Koffer tragen. So können wir uns auch auf Augenhöhe begegnen.

Das heißt nicht, dass wir uns nicht mehr einander helfen sollten. Aber es sollte wirklich „Hilfe“ sein: diese zeichnet sich dadurch aus, dass sie zeitlich begrenzt ist und es sich für beide Beteiligten gut anfühlt. Wir können es auch körperlich wahrnehmen, ob es uns gerade belastet (fühlt es sich anstrengend an oder nicht?). Vielleicht besteht die Hilfe darin, einfach Rollen an das Gepäck zu bauen.

Der Ballast wird nicht einfach abgeschoben. Derjenige lernt damit umzugehen.

Selbst tragen heißt in diesem Modell: „ich finde einen eigenen, individuell zu mir passenden Weg, mit meiner Vergangenheit umzugehen, ich finde eine eigene angemessene Lösung, eventuell mit Hilfe von außen oder anderen, jedoch ohne dabei jemanden zu belasten oder jemandem etwas wegzunehmen“ (Klaus Blaser).

Mittragen hingegen ist für denjenigen, der den Ballast übernimmt, anstrengend, das ist deutlich körperlich spürbar, und der Prozess zieht sich hin.

Unser Garten spiegelt uns wider

Wie wir unseren Garten und unsere Grenze pflegen und was dieser beinhaltet, hat einen enormen Einfluss auf unser Wohlbefinden.

Verstehen wir die zwischenmenschlichen Prozesse, können wir belastenden Austausch vermeiden, achtsam und würdevoll miteinander umgehen und eine gesunde Form des Mitfühlens entwickeln und auf Augenhöhe tiefe Verbindungen eingehen.

Wie steht es um Deine Grenze?

Hier kannst Du mit einem wissenschaftlichen Test den Zustand Deiner Grenze prüfen.

Mit meiner Arbeit unterstütze ich Dich gerne dabei, bewusst Deinen Garten und Deine Grenze zu gestalten. Dies kann auch einen gesunden Umgang mit Unangenehmen im eigenen Garten beinhalten, erkennen was Fremd ist, dieses zurückgeben, oder bewusst etwas von jemandem annehmen.

Möchtest Du tiefer in das Thema einsteigen, könnte das 8-Wochen-Training „Bei mir sein. Meinen Innenraum und meine Grenze bewusst gestalten“ nach dem bewährten Konzept von Dr. med. Klaus Blaser etwas für Dich sein.

Wenn Du neugierig auf das „Garten und Grenzen“-Thema geworden bist, dann könnten Dich beispielsweise auch folgende Artikel interessieren:

Ich wünsche Dir eine gesunde Grenze und bereichernde Erfahrungen beim Helfen!

Alles Liebe

Bild: Pixabay

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